2. Etappe: Novi Sad – Schäßburg
Wir verlassen unsere Herberge um 7.15 Uhr, um am Treffpunkt (wieder ein Parkplatz eines Einkaufszentrums) noch letzte Ergänzungen für unsere erste Challenge vornehmen zu können. Hektische Betriebsamkeit trotz Regens bis punkt 8 Uhr, dann wird abgegeben. Der Spielleiter will auch noch das Foto mit den fünf Mercedes sehen. Alles erledigt. Heute und morgen müssen wir mit drei Lei Obst kaufen und gemeinsam mit einem anderen Team vor der Kamera verspeisen. Aha. Mit diesen neuen Aufgaben versehen stürzen wir uns in die zweite Etappe.
Es regnet. Manchmal stärker, manchmal schwächer, aber es regnet. Im letzten Kaff vor der Grenze versucht Reinhard noch seine Dinar loszuwerden. Der Tank ist schon voll, bleibt nur noch der Kiosk, dessen Zigarettenvorräte werden aufgekauft. Das Dorf ist an Trostlosigkeit kaum zu übertreffen, aus der Kirche wachsen schon die Bäume und die Ruinen prächtiger neu gebauter Paläste sind kaum zu übersehen. Nichts wie weg hier.
Es regnet immer noch. Der Grenzübertritt verläuft unspektakulär. Die nächsten 500 km regnet es, mit kurzen Pausen, weiterhin. Erst ein Stück Autobahn, dann eine Bundesstraße, die sich auf Serpentinen durch eine Hügellandschaft schlängelt, dann wieder Autobahn, dann wieder Serpentinen-Bundesstraße. Kleinräumige Überschwemmungen entlang des Weges, die Polizei regelt den Verkehr, damit nicht alle auf einmal durch die Lacken fahren.
Je mehr wir uns Sighișoara (Schäßburg) nähern, desto prächtiger werden die Dörfer. Sie alle eint zwar das Schicksal von Straßendörfern an Hauptverkehrsrouten ohne Umfahrungsstraßen, aber die Häuser werden putziger und sind gepflegter, der Geruch der Trostlosigkeit verschwindet langsam. Vielerorts gibt es auch noch deutsche Ortsnamen (manch deutsche Ortstafel ist passenderweise in Frakturschrift gehalten). Ich denke an meine Verwandten, die, dem Ruf des Kaisers folgend, von Böhmen in die Bukowina auswanderten. Ihr Auftrag war es, die dichten Wälder zu roden und neue Ortschaften zu gründen. Poiana Micului (Buchenhain) gibt es noch heute, 300 km nordöstlich von Schäßburg. Meine Verwandten aber zogen es vor, noch in derselben Generation nach Brasilien weiterzuziehen. Die Gegend war selbst für geeichte Böhmerwälder zu herb.
Ankunft in Schäßburg. Unsere freundliche und urtümliche „Pension am Schneiderturm“ liegt direkt im historischen Zentrum, in der Burg. Diese ist UNESCO-Kulturerbe und eine wunderschön erhaltene mittelalterliche Anlage. Heute haben wir noch Zeit für einen kleinen Rundgang und tun das, was alle Touristen hier unweigerlich tun müssen: Wir stehen ehrfürchtig vor dem Geburtshaus des Grafen Dracula (eigentlich Fürst Vlad Țepeș) und fotografieren seine Gedenktafel. Uns fällt nur auf: Viele der Menschen hier sind sehr blass…
Ein Gedanke zu „2. Etappe: Novi Sad – Schäßburg“
Toller Blog!
Und -ich kanns nicht glauben -euer Auto hält super durch!!! Trotz Regenwetter! Aber vielleicht ist’s angesichts fehlender Klimaanlage eh besser, wenn die Sonne nicht zuviel scheint.
Weiter so!!!
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