5. Etappe: Constanța – Plovdiv
Wir verlassen Mamaia, eine Vorstadt am Meer, die wohl mondäner geplant war. Hier und da schicke neue Villen und Pensionen, dazwischen aber Gstetten und Neubauruinen. Der Weg nach Plovdiv ist flach und von den mittlerweile wohlbekannten endlosen Sonnenblumenfeldern gesäumt. Wir machen uns ein wenig Sorgen um Herrn Josef, denn er liegt immer tiefer, obwohl wir bisher nicht zugenommen haben – eher ist das Gegenteil der Fall! Solange wir aber nicht wieder über Schotterpisten fahren müssen, ist das Problem nicht sehr groß.
Die andere neue Macke von Herrn Josef ist seine heutige erstmalige Weigerung, die Heckklappe zu öffnen. Mit vielen Tricks und Verrenkungen schaffte es Reinhard schließlich, die Klappe von innen aufzumachen. Es bleibt die dunkle Vorahnung, dass wir dieses Theater ab nun mindestens zweimal täglich aufführen müssen. Mal sehen.
An der rumänisch-bulgarischen Grenze gibt es keine besonderen Vorkomnisse, in 10 Minuten sind wir durch, EU zahlt sich aus. Die Landschaft auf der bulgarischen Seite ist unverändert. Eigentlich könnte man behaupten, dass wir seit 5 Tagen durch eine sehr große Ungarische Tiefebene fahren, lediglich unterbrochen durch gelegentliche Serpentinenstraßen, so wie heute. Wenn man jeden Tag auf Achse ist nimmt man die Gemeinsamkeiten der Landschaften viel stärker wahr als ihre Unterschiede, und übrig bleiben: endlos lange Sonnenblumenfelder.
Etwas Sightseeing wollen wir dann doch noch betreiben und machen einen Abstecher zum Stara Zagora Denkmal, einer riesigen realsozialistischen Anlage auf einem Hügel, die im Gedenken an eine 1877 verlorene Schlacht gegen die Osmanen errichtet wurde. Apropos realsozialistisch: Die Truppen des Zaren waren damals mit den bulgarischen Aufständischen verbündet, daher würdigt das Denkmal auch einen zaristischen Offizier (Dritter von rechts). Wie viele sozialistische Denkmäler tun das sonst noch? 🙂
Wir fahren nach Plovdiv hinein und werden – wie wir auch das schon gewohnt sind – von abbröckelnden Plattenbauten und verfallenden Industrieanlagen empfangen. Plovdiv ist 2019 Europäische Kulturhauptstadt, und aus dieser Perspektive sieht die Stadt nicht danach aus.
Ein erster Stadtrundgang, und wir müssen unser Urteil revidieren: Plovdiv ist eine pulsierende Stadt mit großer Fußgängerzone, einladenden Bars und einer eigentümlichen Architektur, auch als „Plovdiver Barock“ bekannt. Highlight ist aber zweifellos eines der weltweit best erhaltenen römischen Amphitheater, und das mitten im Zentrum. Fein ist es hier, aber die Rally schläft nicht: Morgen geht es weiter nach Mazedonien.