7. Etappe: Ohrid – Ulcinj
Wir verlassen das feine Ohrid in Richtung Albanien. Ich durchkämme vorsorglich meine Vorurteilskiste: Blutrache, Bunker und Schlaglöcher sind meine hauptsächlichen Assoziationen, aber schauen wir mal.
Albanien empfängt uns zumindest landschaftlich so, wie man es sich vorstellt: Karstige karge Hügel, menschenleere Landschaften, enge und gewundene Straßen (Achtung! Synonym für Serpentinen!) und viele, viele Mercedes-Benz. Herr Josef freut sich über die zahlreichen Altersgenossen, die ihm plötzlich Gesellschaft leisten, und ist stolz, dass er besser in Schuss ist als die meisten von Ihnen. Für die Marketingabteilung von Daimler-Benz ist das Land sicher ein schwieriges Pflaster: Viele Fans, aber wenig Geld.
Ansonsten muss ich meine Vorurteile zumindest teilweise revidieren: Reinhard erzählt uns zwar wahre Schauergeschichten über manchmal immer noch gelebte Blutrache-Traditionen, aber Bunker suchen wir vergeblich (Herr Josef hätte sich ein Foto mit Bunker gewünscht) und die Schlaglöcher sind auch nicht zahlreicher als auf anderen Straßen, die wir in der letzten Woche befahren hatten. Verglichen mit Moldawien sogar deutlich weniger. Auch albanische Fahnen und neu gebaute Moscheen sieht man sehr wenige, die albanische Minderheit in Mazedonien ist hier wohl päpstlicher als der Papst. Oder so.
Bemerkenswert war allerdings der Stau in Tirana, insbesondere in Verbindung mit der Einhaltung der Straßenverkehrsordnung. Reinhard navigierte uns tapfer durch die Stadt, unsere Erfahrungen aus Ulan Bator waren hier hilfreich: Regel Nummer 1: Das teure SUV gewinnt immer. Regel Nummer 2: Außer, das SUV trifft auf eine alte Schrottkarre, die nichts mehr zu verlieren hat (und deren Reparatur deutlich billiger ist). Dann gewinnt die Schrottkarre.
Nach einem formidablen Mittagessen im Restaurant Feniks außerhalb von Tirana geht es einigermaßen flott weiter zur montenegrinischen Grenzen, an der wir einfach durchgewunken werden. Erstmalig auf dieser Reise – die beiden Länder haben anscheinend ihr privates Schengen.
Nach der Grenze machen wir einen kurzen Abstecher auf einen Berg mit beeindruckender Aussicht auf den Skutarisee auf der einen und eine ausgedehnte Ebene auf der anderen Seite. Dort erfüllen wir auch unsere heutige Challenge: Ein reenactment einer Szene mit David Hasselhoff aus seinem musikalischen oder filmischen Œuvre. Wir extemporieren mit Aussicht und etwas Sound of Music, hier das Ergebnis unseres kleinen Mashups:
Weiter geht es zu unserem heutigen Zwischenziel Ulcinj und der Abschiedsparty am Copacabana-Strand des Ferienortes. Fast alle der 96 gestarteten Teams haben es letztendlich bis hierher geschafft! Es gibt Burger, Pljeskavica, Bier und laute Musik, unterbrochen von der Siegerehrung jener Teams, die die Challenges am besten bewältigt haben. Wir freuen uns über unsere Urkunde für den guten 20. Platz und gratulieren den Siegern Markus & Pia recht herzlich: Das Team „Rodkreiz“ in seinem wunderschönen grasgrünen W123-Kombi (der Großvater unseres Herrn Josef) hat verdient gewonnen!